Aktuell 09.06.2022 (Archiv)
Luft und Ernte
Einen bisher kaum beachteten Aspekt der Luftverschmutzung rücken Forscher der Stanford University ins Zentrum. Sie ist nicht nur gesundheitsschädlich, sie kann auch den Hunger in der Welt verschärfen.Luftverschmutzung lässt die Ernten magerer ausfallen. Speziell geht es um Stickoxide (NOx), das sind ätzende Gase, die aus Schornsteinen von fossil befeuerten industriellen Anlagen quillen.
'Stickoxide sind für den Menschen unsichtbar, doch Satelliten konnten sie mit unglaublich hoher Präzision kartieren. Da wir auch die Pflanzenproduktion aus dem Weltraum messen können, eröffnete dies die Möglichkeit, unser Wissen darüber, wie sich diese Gase auf die Landwirtschaft in verschiedenen Regionen auswirken, schnell zu verbessern', sagt David Lobell, Direktor am Stanford-Zentrum für Nahrungsmittel-Sicherheit und Umwelt.
Stickoxide können Pflanzenzellen direkt schädigen und sie indirekt durch ihre Rolle als Vorläufer der Bildung von Ozon negativ beeinflussen. Schädlich sind auch Feinstaubaerosole, die Sonnenlicht streuen, sodass Pflanzen weniger davon abbekommen. Basierend auf ihren Beobachtungen schätzen die Forscher, dass die Reduzierung von NOx-Emissionen um etwa die Hälfte die Erträge in China um rund 25 Prozent für Winterkulturen und 15 Prozent für Sommerkulturen verbessern würde. Für Westeuropa haben die US-Forscher Verbesserungen um zehn beziehungsweise acht Prozent errechnet, für Indien sind es sechs beziehungsweise acht Prozent.
Laut früheren Untersuchungen von Lobell und Jennifer Burney, außerordentliche Professorin für Umweltwissenschaften an der University of California, San Diego, hat die Verringerung der Luftverschmutzung mit Ozon, Feinstaub, Stickstoffdioxid und Schwefeldioxid zwischen 1999 und 2019 allein in den USA den Ertrag des Mais- und Sojabohnenanbaus bereits um 20 Prozent erhöht. Das entspricht einem Wertgewinn von fünf Mrd. Dollar pro Jahr. 'Die wichtigste Erkenntnis unserer Untersuchung ist, dass die Vorteile von Maßnahmen zur Luftreinhaltung für die Landwirtschaft erheblich sind. Sie würden die Ernährung einer wachsenden Bevölkerung erleichtern', so Burney.
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