Aktuell 29.07.2021 (Archiv)
Unfug und Vertrauen in Wissenschaft
Die Menschen sollen der Wissenschaft vertrauen: Das ist eine gängige Forderung im Bezug auf Maßnahmen gegen die COVID-19-Pandemie. Doch Corona-Fake-News profitieren von dem Vertrauen genauso.Doch das alleine ist zu wenig und sogar riskant, warnt eine kürzlich im 'Journal of Experimental Social Psychology' erschienene Studie. 'Wir schließen, dass Vertrauen in die Wissenschaft Menschen anfällig für Pseudowissenschaft macht', so die Forscher. Wirklich wichtig ist demnach die Fähigkeit zur kritischen Bewertung von Behauptungen.
'Die Menschen sind dafür anfällig, sich vom Drumherum der Wissenschaft täuschen zu lassen', erklärt Studien-Mitautorin Dolores Albarracín, Professorin an der University of Pennsylvania. Als Beispiel verweist sie auf Behauptungen, COVID-19-Impfungen enthielten Schad- oder andere gefährliche Inhaltsstoffe. 'Das ist Täuschung, gibt aber vor, Wissenschaft zu sein.' Menschen, die gelernt haben, einfach der Wissenschaft vertrauen, tun das oft auch in solchen Fällen blind - und sitzen daher dem Unfug auf. Das belegten Online-Experimente für die aktuelle Studie.
Albarracín und Kollegen an der University of Illinois at Urbana-Champaign haben Probanden dazu frei erfundene Geschichten über ein angebliches Virus aus dem Biowaffenlabor oder die Gefahren genetisch modifizierter Organismen vorgesetzt. Diese bedienten sich entweder wissenschaftlicher Sprache mit Kommentaren angeblicher Forscher oder aber den Aussagen sogenannter Aktivisten. Personen ohne Vertrauen in die Wissenschaft haben beide Texte etwa gleich leicht geglaubt. Jene, die an sich der Wissenschaft vertrauen, waren dagegen deutlich anfälliger für den Unsinn in wissenschaftlichem Gewand und gaben diesen auch eher weiter.
In einem weiteren Experiment drillten die Forscher Probanden vorab entweder auf Vertrauen in die Wissenschaft oder auf eine kritische Denkweise. Auf kritisches Denken eingestellte Teilnehmer glaubten die erfundenen Geschichten dabei merklich seltener. 'Eine kritische Denkweise macht weniger leichtgläubig, unabhängig von der Art der Information', meint daher Albarracín. Im Kampf gegen Falschinformation und Verschwörungstheorien ist es aus Sicht der Forscher also besonders wichtig, dass sich Menschen wirklich kritisch mit Information auseinandersetzen. Das bringt bei geschickt gesponnen Lügengeschichten mehr als blindes Vertrauen in die Wissenschaft.
Ihre Meinung dazu? Schreiben Sie hier!
#Corona #Wissenschaft #Impfung #Studie
Newsticker per eMail oder RSS/Feed!
Auch interessant!
Button gegen Fake News
Neben dem Button 'Gefällt mir' sollten soziale Medien zwei weitere Schaltflächen zum Anklicken hinzufügen...
Resistent gegen Verschwörungsmythen
Von den großen Social-Media-Plattformen scheint Twitter am widerstandsfähigsten gegenüber Verschwörungsth...
Allergische Reaktionen sind selten
Die meisten Menschen mit allergischen Reaktionen auf die Inhaltsstoffe der drei derzeit in den USA gegen ...
Stillen und impfen
Stillende Mütter, die mit Pfizer-BioNTech oder Moderna gegen das Coronavirus geimpft wurden, berichten vo...
Geschultes Immunsystem hilft gegen Corona
Bestimmte Immunzellen, die Menschen in der Vergangenheit gegen Erkältungs-Coronaviren gebildet haben, stä...
Scharf formuliert für mehr Likes
Soziale Medien wie Twitter verstärken mit der Zeit Ausdrücke moralischer Empörung, da Nutzer lernen, dass...
Aggressive Corona-Antikörper
Kinder stecken sich innerhalb der Familien deutlich seltener mit dem Coronavius an als Erwachsene. Auch d...
Menschen ignorieren Corona-Risiken
Experten haben die Reaktionen der Menschen und geäußerte Ängste zu Nachrichtenartikeln auf Twitter unters...
Fake-News-Warnungen wirken
Werden Falschinfos auf Twitter als 'Fake News' gekennzeichnet, verändert sich das Nutzerverhalten in sozi...
Forum: Ihre Meinung dazu! Ins Forum dazu posten... |