Aktuell 12.09.2019 (Archiv)
Blutige Berühmtheiten
Amokschützen, die mit ihren Bluttaten berühmt werden wollen, erhalten von US-Medien deutlich mehr Aufmerksamkeit als solche, die das nicht wollen.Laut einer Studie der William Paterson University neigen US-Medien bei Amokläufern, die sich selbst öffentlich präsentieren wollen, zu einer eher reißerischen Berichterstattung.
'Die Medien haben über Amokläufer seit Jahrzehnten in spekatkulärer Weise berichtet. Erst kürzlich ist der Öffentlichkeit klar geworden, welche Auswirkungen diese übersteigerte Aufmerksamkeit haben kann. Denn dadurch bekräftigen sie die ursprüngliche Motivation der Täter, was potenziell zu Nachahmungstaten führen kann', meint Studienautor Jason R. Silva.
Die Forscher haben die mediale Berichterstattung über Amokläufe mit Feuerwaffen in den USA zwischen 1966 und 2018 untersucht. Durch Aussagen von Tätern sowie durch Abschiedsbriefe, Manifeste, selbstgemachte Videos, Polizeiakten und Online-Profile identifizierten sie 45 Amokschützen, die berühmt sein wollten, und 263, denen das kein Anliegen war.
Als Beispiel für die Berichterstattung über Amokläufe wurde die 'New York Times' verwendet. Von den Berühmtheit suchenden Tätern wurden etwa 96 Prozent zumindest einmal in der US-Zeitung erwähnt, von den anderen dagegen nur 74 Prozent. Die Zeitung widmete den Amokläufern, die berühmt sein wollten, auch deutlich mehr Artikel.
Laut Silva gibt es seit Anfang des neuen Jahrtausends deutlich häufiger Amokschützen, die berühmt sein wollen. Deren Bluttaten würden auch oft mehr Opfer fordern. Kampagnen wie 'Don't Name Them' ('Nennt sie nicht beim Namen') und 'No Notoriety' ('Keine Berühmtheit') seien wichtig, um reißerische Berichterstattung über Amokschützen zu verhindern und den Fokus der Medien eher auf die Opfer zu richten. Jedoch müsse es noch mehr Wissen über die Verantwortung der Medien geben.
Ihre Meinung dazu? Schreiben Sie hier!
#Studie #Medien #USA
Newsticker per eMail oder RSS/Feed!
Auch interessant!
Gewalt im Social Web
Wenn Nutzer im Social Web mit Nachrichten voll Gewalt konfrontiert werden, kann das traumatisieren. Das h...
Shooter gegen Waffenlobby
Das Indie-Entwicklerstudio Molleindustria hat einen satirischen Shooter veröffentlicht, der mit der Natio...
Psychopathen ohne Facebook-Login
Medien spekulieren immer stärker, ob ein fehlender Facebook-Account ein Indiz für geistige Störungen sein...
Amokläufer nicht zu Helden machen!
Obwohl der Osloer Amoklauf weltweit für enormes Informationsbedürfnis sorgt, sollten sich Medien davor hü...
Keine Zensur bei Spielen!
Die tragischen Ereignisse rund um den Amoklauf eines 17-jährigen Mannes an der Albertville-Realschule in ...
Forum: Ihre Meinung dazu! Ins Forum dazu posten... |