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Aktuell  20.10.2011 (Archiv)

Antibiotika: Besser vorsichtig nehmen

Antibiotika werden häufig falsch eingesetzt. Sorgloser Umgang und falsche Dosierung erhöhen die Zahl der Resistenzen, schwächen somit die verfügbaren Mittel und können für Patienten sogar lebensgefährlich sein.

Das warnen Experten am heutigen Donnerstag in Wien im Vorfeld des 'Antibiotic Awareness Day' des European Centre for Disease Prevention and Control ECDC. Mehrere Maßnahmen sind möglich, um den nötigen kritischen Gebrauch in Sachen Antibiotika zu erreichen.

An der Fehlmeinung, dass es 'milde' Antibiotika gebe, rüttelt der Wiener Infektiologe Florian Thalhammer gegenüber pressetext. 'Sogar bei einem großen Teil der Mediziner fehlt das Bewusstsein völlig, dass man Antibiotika nicht nach dem Prinzip 'hilft es nicht, schadet es nicht' einsetzen kann. Vielmehr ist jedes Antibiotikum ein hochwirksames Medikament, das bei falscher Verwendung Resistenzen oder Nebenwirkungen auslöst. Es muss daher immer richtig indiziert und in korrekter Dosis eingenommen werden.'

Sinnlos sind Antibiotika, die ja nur bei bakteriellen Entzündungen wirken, beispielsweise bei der von Viren ausgelösten Erkältung, jedoch auch bei 80 Prozent der akuten Bronchitis-Fälle. Das Resistenzen-Problem - die Zahl der Erstbeschreibungen von Resistenzen steigt weiterhin rasch - werde dadurch nur verschlimmert. 'Fasche Indikationen züchten Resistenzen, und falsche Dosierungen sorgen für eine Selektionierung, die im schlimmsten Fall den Tod des Patienten nach sich zieht', so Thalhammer.

Zur Reduzierung des Antibiotika-Verbrauchs und der resistenten Bakterien fordert der Public-Health-Experte Wolfgang Maurer die drastische Erhöhung der Durchimpfungsrate. Diese sorge etwa bei Pneumokokken, Menigokokken oder Masern bei flächendeckendem Einsatz für Herdenimmunität, verhindere Infektionen und deren Komplikationen. 'Funktionieren kann das aber nur, wenn allgemein empfohlene Impfungen kostenfrei sind und bestehende Formen der Zweiklassenmedizin beseitigt werden', so der Experte.

Spitäler müssen Maßnahmen setzen, um Infektionen - und damit auch Antibiotika - zu vermeiden. 600.000 Krankenhausinfektionen gibt es in Deutschland jährlich, die schuld an 15.000 Todesfällen sind - vor allem in der Chirurgie. Gegenmaßnahmen sind laut dem Wiener Chirurgen Stefan Kriwanek vor der OP die korrekte Risikobeurteilung und Blutzucker-Einstellung der Patienten, während des Eingriffs das Clippen von Haaren statt deren Entfernung, möglichst atraumatische Operationstechniken und das Warmhalten des Patienten, sowie danach der korrekte Verbandswechsel. 'Wichtig ist in jeder Phase auch die Forcierung der Händehygiene sowie die zeitgerechte Verabreichung von Antibiotika', so der Experte.

Ein kritischer Umgang mit Antibiotika bedeutet jedoch auch die Verwendung von Alternativen, wo dies sinnvoll ist. Der St. Pöltner Pädiater Karl Zwiauer sieht bei Erkältungskrankheiten Hausmittel als durchaus angebracht, darunter Essig-, Kartoffel-, Feucht- und Quarkwickel, Schwitzkur sowie Kräutertees.

Doch selbst bei Superinfektionen durch virale und bakterielle Erreger gibt es Alternativen: Hochwertige Phythotherapeutika, die früher belächelt wurden, erfahren nun erstmals Anerkennung. 'Die Wirkung einer kombinierten Phythotherapie aus Efeu oder Primel mit Thymian auf den akuten Husten konnten randomisierte kontrollierte Studien nun nachweisen. Dank der Evidenzlage hat die Deutsche Gesellschaft für Pulmologie bereits den 'Empfehlungsgrad stark' bei akuter Bronchitis gegeben', so Zwiauer. Speziell in der Anfangsphase der akuten Symptomatik seien Phytotherapeutika sinnvoll, wobei man in der Auswahl auf den Wirksamkeitsnachweis und in der Einnahme auf die Dosierung achten sollte.

pte/red

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#Medikamente #Antibiotika #Arzt #Gesundheit



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