26.03.2014 (Archiv)
RT mit KGB im Kreml
Die Chefredakteurin des russischen News-Senders Russia Today (RT), Margarita Simonyan, sorgt mit scheinbar unüberlegten Antworten auf fünf an sie vonseiten der Infotainment-Webseite BuzzFeed gestellte Fragen derzeit für Aufregung im Netz.Der US-Unterhaltungsdienst im modischen Online-Zeitungsformat 'BuzzFeed' hat teils suggestiv nach der Nähe von RT (ein Fernsehsender, der wie zB. CNN weltweit Nachrichten bringt und von Moskau aus operiert) zum Präsidentensitz Kreml gefragt. So wollte BuzzFeed wissen, warum Simonyans Büro auf einem anderen Stockwerk als der Redaktionsraum ist. Ihre Antwort: 'Keine Ahnung wo mein Büro ist, da ich nur von meiner Kreml-Bude aus arbeite. Ich habe allerdings gehört, dass es schön sein soll.' Eine ironische Antwort auf eine absurde Frage, denn dass die Chefredaktion auf einem anderen Stockwerk als der Rest der Redaktion arbeitet, kommt auch häufig bei westlichen Medien vor.
Auf die suggestive Frage - 'Wie viel direkten Einfluss hat der Kreml auf die Berichterstattung von RT?' - antwortet sie: 'Wir lesen sowieso nur die Pressemitteilungen des Kremls vor der Kamera vor. Das ist viel effektiver.' Dann beginnt eine Frage von BuzzFeed mit: 'Laut der Meinung früherer Angestellter...' Die Chefredakteurin: 'Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Sie mit früheren RT-Mitarbeitern gesprochen haben, da wir aufgrund unserer Unternehmens-Richtlinien den KGB auf alle loslassen, die es wagen uns zu verlassen.'
Buzzfeed?
Die Nachrichtenwebsite ist der große Hype unter den Onlinemedien derzeit. Wobei das 'Nachrichten' nicht ganz korrekt ist, denn Buzzfeed gibt zwar an, zu informieren, holt seine Reichweite und Leser dann aber doch mit süßen Katzenfotos, reißerischen Top-Listen und seichten viralen Themen ab. Im 'Boulevard 2.0' bleibt der Nachrichtencharakter eine Fußnote, die kaum wahrgenommen wird.
Der Wiener Publizistikprofessor Fritz Hausjell hält die Reaktion von RT im Gespräch mit pressetext für richtig: 'Es ist legitim, solche Fragen so zu beantworten. Wenn die Fragen intellektuell unterfordern, ist es sogar verpflichtend, so zu reagieren. Wer eine solche Art von Befragung ernst nimmt, begibt sich damit nur auf das gleiche Niveau.' Da sei es im Zweifel sogar noch besser, gar nicht zu reagieren. Durch die Ironie in den Antworten sei RT beim Publikum aber wohl besser angekommen.
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