Aktuell 28.10.2008 (Archiv)
Mehr Wald durch Klimawandel
Positive Folgen des Klimawandels entdeckten Forscher des Institut für Waldressourcen- und Umweltwissenschaften der Michigan Technological University.Aufgrund des Anstiegs von Temperatur und
Stickstoffgehalt wachsen die Wälder schneller, so das Ergebnis einer
bereits über 20 Jahre dauernden Langzeitstudie. Dass die
Wachstumsperioden auch in Mitteleuropa immer länger dauern, bestätigt
Manfred Lexner vom Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur
Wien. 'Der Klimawandel ist jedoch nur einer
von mehreren Faktoren für das zunehmende Waldwachstum im Alpenraum',
relativiert der Wiener Klimaforscher die Studie im pressetext-Interview.
US-Studienleiter Andrew Burton registrierte in vier Waldgebieten des
US-Bundesstaates Michigan Veränderungen in der Temperatur, Feuchtigkeit
sowie beim Stickstoffgehalt, der auf sauren Regen oder auf
experimentelle Verabreichung zurückzuführen ist. Er fand heraus, dass
die Bäume bei höheren Temperaturen schneller wachsen und aufgrund
größerer Stickstoffkonzentration mehr Kohlenstoff erzeugen, falls sie
über ausreichend Feuchtigkeit verfügen. 'Es ist durchaus denkbar, dass
für die Wälder Temperaturanstieg und Stickstoffzunahme bis zu einem
gewissen Punkt positiv sind', sagte Burton. Die jährliche
Wachstumsperiode sei dadurch seit 1987 um elf Tage gestiegen, was Burton
als bedeutenden Anstieg bewertet.
Zur Vorsicht bei der Beurteilung des Sauren Regens mahnt der Wiener
Klima- und Waldexperte Lexner: 'Im Sauren Regen wird nicht nur
Stickstoff transportiert, sondern auch Schwefeldioxid oder Ozon.' Saurer
Regen lauge die Nitrate der Böden zunehmend aus, was für die Funktion
der Wälder als Wasserspeicher nachteilig sei. Die Waldfläche habe sich
in den letzten Jahren im Alpenraum erhöht, durch die Verschiebung der
Waldgrenze nach oben. 'Der Hauptgrund dafür liegt jedoch in der Aufgabe
der Almwirtschaft', so Lexner. Der Klimawandel bringe auch zahlreiche
Probleme für den Wald: 'Die Niederschläge verlagern sich zunehmend in
die Wintermonate und geschehen somit außerhalb der Wachstumsphase.' Für
die nächsten Jahre erwartet Lexner insgesamt keine großen Änderungen im
Waldbestand Mitteleuropas.
Die US-Forscher werden bis 2012 weitere Messungen über das Baumwachstum
und über die Entstehung der organischen Substanz im Erdreich vornehmen.
Sie wollen herausfinden, ob die Zunahme am jährlichen Wachstum vom
Waldsterben ausgeglichen wird. So soll auch erforscht werden, ob die
Holzablagerungen am Waldboden sich langsamer zersetzen, da durch
steigende Stickstoffkonzentration die Fähigkeit des Ökosystems,
Kohlenstoff zu speichern, erhöht wird. Überprüft werden müsse außerdem,
ab welchen Werten steigender Stickstoffgehalt die Wälder mehr schädigt
als ihr Wachstum zu fördern.
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