Aktuell 05.11.2012 (Archiv)
Zwangsarbeit bei Takko?
Der deutsche Mode-Diskonter Takko hat über 50.000 Jacken und Tops in chinesischen Haftanstalten produzieren lassen. Dies sorgt nicht nur in der Branche für Aufruhr, sondern ist auch ein Verstoß gegen die eigens auferlegte Absichtserklärung.An die Öffentlich gelangten die eklatanten Missstände durch eine dem Spiegel vorliegende interne E-Mail-Korrespondenz. Der Textilriese hat die besagten Jacken und Oberteile bei der Global Fashion Support Gmbh (GFS) geordert. Diese ist wiederum Teil der Dr. Rehfeld Fashion AG, die deutschen Modeketten Fertigungsstandorte in Fernost vermittelt. Eine weitere Tochter der Holding ist die Firma Granville Hongkong Textiles Limited. Sie war für die Geschäftsabwicklung sowie den Transport verantwortlich und hat den eingelangten Auftrag von Takko an chinesische Subunternehmen weitergegeben. Deren Produktionsstätten waren hinter 'schwedischen Gardinen'.
Takko selbst räumt ein, dass die Vorwürfe stimmen. Man habe die Adresse der chinesischen Standorte gekannt, wusste aber nicht, dass es sich dabei um Haftanstalten handelte. Dies entspräche nicht den getroffenen Vereinbarungen mit GFS, heißt es aus Unternehmenskreisen. Die Münsteraner haben die Kooperation im Sommer 2012 beendet. Da man mit der Leistung unzufrieden gewesen sei, so die Begründung.
Takko ist der Fair Wear Foundation erst im Oktober des vergangenen Jahres beigetreten. Die Vorschriften der NGO verurteilen jedwede Form der Gefängnis- und Zwangsarbeit. Die Fairness-Hüter fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Bereits bei der Aufnahme Takkos war die Organisation Kritik ausgesetzt. Mit seinen 16.300 Mitarbeitern hat der Konzern im vergangenen Geschäftsjahr 2011/2012 einen Gesamtumsatz von rund 1,25 Mrd. Euro erwirtschaftet, ein Drittel davon im Ausland.
Gegenüber pressetext teilt Takko mit: 'Wir sind zutiefst davon betroffen, dass einer unserer Lieferanten unter inakzeptablen Verhältnissen produzieren ließ. Diesbezügliche Informationen haben wir erst vergangenen Mittwoch erhalten. Der dargelegte Fall widerspricht in jeder Facette unseren Standards und Werten. Soziale Verantwortung ist elementarer Bestandteil unseres Selbstverständnisses.' Der Lieferant sei nicht berechtigt gewesen, Aufträge ohne Sicherstellung der Einhaltung des unternehmenseigenen Verhaltenskodex weiterzugeben. 'Der Lieferant ist an dieser Stelle vertragsbrüchig geworden. Wir sind dabei, rechtliche Schritte gegenüber dem Lieferanten zu prüfen', so Takko.
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