Aktuell 21.10.2009 (Archiv)
EU will mehr digitale Bücher
Die Europäische Kommission will die Digitalisierung von Büchern und Bibliotheken in den EU-Mitgliedsstaaten vorantreiben. Die digitale EU-Bibliothek Europeana befindet sich noch im Betastadium.Wie die Kommissionsmitglieder Charlie McCreevy und Vivian Reding in einer gemeinsamen Mitteilung betonen, hätten die Diskussionen über Google Books in den Vereinigten Staaten gezeigt, dass Europa es sich nicht leisten kann, in der digitalen Welt zurückzubleiben. Um mit der Entwicklung in den USA Schritt zu halten, müssten aber zunächst die kulturellen und rechtlichen Herausforderungen der massenhaften Digitalisierung und Verbreitung von Büchern in Europa bewältigt werden.
'Wir müssen Europa als Zentrum der Kreativität und Innovation fördern. Der enorme Reichtum der europäischen Bibliotheken darf nicht weiter im Verborgenen schlummern, sondern muss unseren Bürgerinnen und Bürgern zugänglich gemacht werden', fordert Binnenmarktkommissar McCreevy. 'Bedeutende Digitalisierungsprojekte haben bereits überall auf der Welt begonnen. Europa sollte die Gelegenheit nutzen, eine Führungsrolle zu übernehmen', ergänzt die für die Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding.
'Mit seinem reichen kulturellen Erbe hat Europa bei der Bücherdigitalisierung das Meiste zu bieten, kann aber selbst auch am meisten davon profitieren', ist Reding überzeugt. Wenn man jetzt schnell handle, könnten wettbewerbsfreundliche europäische Ansätze schneller einsatzbereit sein als die in den Vereinigten Staaten derzeit im Rahmen der Google-Books-Einigung erwogenen Lösungen.
Die jüngsten Anhörungen der Kommission zum Google-Buchdeal hätten zudem gezeigt, dass die US-Lösung zu einer paradoxen Situation führen würde. So wären die unzähligen, von Google digitalisierten europäischen Werke laut den EU-Kommissaren nur für Verbraucher und Forscher in den Vereinigten Staaten, nicht aber in Europa zugänglich. Die Menschen in Europa müssten aber Zugang zu ihrem eigenen kulturellen Erbe erhalten und europäische Autoren fair vergütet werden.
Digitale Bibliotheken wie etwa Europeana würden Forschern und Verbrauchern in ganz Europa neue Möglichkeiten bieten, sich Informationen zu beschaffen. Um die Digitalisierung weiter vorantreiben zu können, müsste zunächst aber die Frage der sogenannten 'verwaisten Werke' EU-weit geklärt werden, von denen viele aufgrund ihres unsicheren Urheberechts nicht digitalisiert werden könnten.
Ein weiteres zentrales Anliegen der Kommission ist es, die Verbreitung und Verfügbarkeit von Informationen für behinderte Menschen zu verbessern. Diese würden immer noch mit besonderen Schwierigkeiten bei der Informationsbeschaffung kämpfen. Insbesondere Sehbehinderte stünden einem Mangel an Lesematerial gegenüber, da nur etwa fünf Prozent der europäischen Veröffentlichungen in geeigneten Formaten zur Verfügung stehen.
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