Karrieregeile Atomkraftwerksverkäuferin bekommt als 40-Jährige Briefe von ihrem 7-jährigen Ich, die sie an das erinnern, was im Leben wirklich wichtig ist.
Fantasievolles Feel-Good-Movie mit Sophie Marceau, deren Rolle als leidenschaftliche Atom-Verfechterin derzeit allerdings mehr als seltsam anmutet.
Margaret (Sophie Marceau) ist eine Karrierefrau ohne Skrupel. Sie arbeitet für einen Konzern, der Atomkraftwerke baut und verkauft, ist eine knallharte Verhandlerin, Workaholic und nutzt gern auch ihre weiblichen Reize, um noch mehr Geld aus ihren Kunden herauszulocken. An ihrem 40. Geburtstag bringt ihr ein pensionierter Notar (Michel Duchaussoy) Briefe, die sie als 7-Jährige an ihr späteres Ich aufgegeben hatte.
Margaret ist nicht begeistert, sich mit ihrer Kindheit auseinanderzusetzen, doch die Neugier lässt sie die ersten Briefe öffnen. Sie erinnern sie an ihre von Fantasie und Verspieltheit reiche Jugend, ihren Bruder und ihre Jugendliebe Philibert (Roméo Lebeaut), aber auch daran, dass ihr Vater sie früh verließ und die Familie in Armut leben musste. Hin und her gerissen zwischen Vergangenheit und Gegenwart macht sie sich mal widerwillig, mal freudig auf die Spurensuche, was von ihrer Kindheit noch geblieben ist, was es mit dem geheimnisvollen Schatz auf sich hat und was sich ihr kindliches Ich für sie als Erwachsene erhoffte und erwartete.
Die reine Seele
'Vergissmichnicht' ist ein mit liebevollen Details gespicktes Wechselspiel zwischen einem kalten, von Karrieredenken bestimmten Businessleben, das langsam zu zerbröckeln beginnt, und einer von überbordender Fantasie geprägten Kindheit voller Spiele, Träume, Kreativität und Freude. Das Kind, die reine Seele, in sich wieder zu entdecken, ist eine bezaubernde Idee und erlaubt Margaret vieles im Leben, das sie als gegeben hinnimmt, noch einmal kräftig zu überdenken, auch wenn es schmerzhaft ist.
Allerdings steuert all das auch auf ein vorhersehbares und dazu noch recht kitschiges Ende hin, bei dem nur überraschend ist, dass einige der wichtigsten Fragen des Films nicht mehr beantwortet werden. So richtig wird einem nämlich nicht klar, was jetzt eigentlich die entscheidende Botschaft der Briefe ist, genauso wenig, wieso sich Margaret (die als Kind eigentlich Marguerite hieß) nach einer zwar armen, aber an sich glücklichen Kindheit plötzlich dazu entschloss, all ihre Verspieltheit aus ihrem Leben zu verbannen und nur noch für eine spätere Karriere zu schuften, wozu sie auch noch unerklärlicher Weise den Kontakt zu ihrem kleinen Bruder verlor.
Ein wirklich bizarres Element der Handlung ist aber Margarets Arbeit als passionierte Atomkraftwerksverkäuferin. Die Franzosen hatten zwar schon immer eine weitaus positivere Sicht auf die Kernkraft als manche ihrer europäischen Kollegen, zudem wurde der Film noch vor dem 3-fach Super-Gau von Fukushima gedreht, doch im Hier und Jetzt mutet Margarets Job und ihre dahinterstehende Überzeugung bestenfalls überholt, wenn nicht gar ausgesprochen zynisch an.
Doch fast unvermeidlich kommt man bei so viel 'Glaub an deine Träume'-Botschaft doch mit einem sehr heiteren Gefühl aus dem Kino, landet aber leider ohne eigene lebensverändernde Kindheitsbriefe sehr schnell wieder auf dem harten Boden der Realität.